Platzkonzert ein begehbares Hörereignis im Stadtraum
(Demo Shockwave 8 MB)
Musik: Christofer Varner Idee/Realisation: KP Ludwig John / Horst Konietzny
Ort Ein frei begehbarer Platz mit angrenzenden Gebäuden, hier der Münchner Marienplatz.
Ablauf Das Publikum bekommt an einem Schalter – z.B. Touristeninformation – ein „magic kit“, in Form eines leichten Schultergurtes und ein Paar Kopfhörern dazu. So ausgerüstet tritt es ins Freie. Sofort mit Verlassen des Gebäudes beginnt man aus den Kopfhörern Sounds zu vernehmen, die sich je nach Standort auf dem Platz ändern. Beim schrittweisen Erlaufen des Platzes entfaltet sich ein begehbares Konzerterlebnis für die Nutzer.
Die Reihenfolge des Rundganges ist dabei nicht vorgeschrieben, so dass das einzelne Erleben individuell ganz verschieden sein wird. Der Mensch orientiert sich gewöhnlich in erster Linie visuell. So sind auch Parks und Plätze immer mit deutlichen Wegmarken versehen, seien dies Statuen, Sitzgelegenheiten, Geländer, Aussichtspunkte etc..
Das derzeit in Entwicklung befindliche System erlaubt es nun, diese einzelnen Orientierungspunkte sowie die dazwischen liegenden Wegstrecken virtuell mit akustischen Informationen zu belegen, die jeweils dann über das mitgeführte tragbare Gerät abgespielt werden, wenn sich der Rezipient direkt am jeweiligen Ort befindet.
Ein wesentliches Element wird dabei der Rhythmus von Musik sein. Der Platz bebt und groovet unter den Schritten der Passanten und lässt dies hören. Dazu erzählen einzelne akustische „Inseln“ ihre individuellen Klanggeschichten, die je nach Tageszeit und Häufigkeit der Besuche variieren.„PLATZKONZERT“ funktioniert auf mehreren Ebenen:
USER: Für die HörerInnen ermöglicht es sowohl eine einzigartige körperliche Erfahrung von Musik, als auch ein intellektuelles Spiel mit den Bausteinen eines musikalischen Werkes. Bewegungsrichtung und Tempo der Bewegung interagieren mit dem komponierten Werk, die eigene musikalische Inspiration und die Verführungen des Ortes zu jedem spezifischen Zeitpunkt machen es für jeden Hörer zu einem solitären Erlebnis. Gleichzeitig entsteht im Stadtraum eine geheime musikalische Klammer, die Alltägliches neu interpretieren hilft und einen äußeres Zeichen von Lebendigkeit abgibt.
ARTIST: Der Umgang mit Gegebenheiten äußerer Alltags-Realität ist ein in der Musikgeschichte gewohnter Topos. Unzählige Beispiele von der Wassermusik bis zu Cages berühmten 4 Minuten und 33 Sekunden Stille belegen den Reiz des musikalischen Umgangs mit der Interpretation von und der Interaktion mit Umwelt. Die Spannweite der dabei verwendeten Techniken reicht von mimetischer Annäherung über kontrapunktische Kontrastwirkung zum aleatorischen Spiel mit den freien Radikalen des Alltäglichen. In unserer Projektanordnung hat der Komponist die Möglichkeit, den Hörer zu einem freien Spiel mit Bausteinen seiner Komposition zu verleiten, hat aber keine Kontrolle über die jeweils einzigartige Gestalt des Werkes, das sich für jeden Hörer neu darbietet.
RESEARCH: „PLATZKONZERT“ ist der Prototyp eines „LOCATION BASED AUDIO SERVICES“. Es verbindet innovativen Kunstanspruch mit wirtschaftlich relevanten Anwendungsmöglichkeiten im Bereich mobiler Kommunikation.
REALISATION: „PLATZKONZERT“ wird zunächst für einen charakteristischen Münchner Platz konzipiert und dort für den Zeitraum von 14 Tagen vorgeführt. Voraussetzung für das Erlebnis von „PLATZKONZERT“ ist das Tagen eines Empfangssets aus einem iPAQ Handheldcomputer mit GPS Modul und Kopfhörern. Auf dem Gerät sind die Töne gespeichert, durch die man durch die eigene Bewegung navigiert.
Die Empfangssets werden an einer zentralen Ausgabestelle gegen Gebühr und Hinterlegung eines Ausweises ausgegeben. Momentan sind 12 Geräte vorgesehen, die von 10 Uhr bis 22 Uhr für jeweils 45 Minuten geliehen werden. Die unterschiedliche Charakteristik des Platzes in den verschiedenen Zeitzonen von Früh bis Spät sind wesentliche Faktoren des Projektes. Durch die Preisgestaltung der Ausleihgebühr werden wir Nutzer animieren, diese Unterschiede bewusst zu erleben. (Eine nächtliche Zweitausleihe ist kostenlos)
LIVE Den Auftakt der Projektpräsentation bildet eine öffentliche Performance des Projektes mit den beteiligten Musikern. Die musikalischen Interaktionen werden für diese Performance für alle Zuhörer gemeinsam erfahrbar gemacht: Die Musiker bewegen sich mit GPS System, Aktivboxen und Instrument durch die Soundzonen und improvisieren live zu den durch ihre Bewegungen ausgelösten Sounds. DEMONSTRATION: Wie man in der Demonstrationsfassung sehen kann, ist eine begrenzte Stadtfläche mit Sounds belegt. Es gibt eine Zone mit einem durchgängigen Grundgroove (A) und Inseln mit musikalisch verbundenen Variationen (B). Durch die Bewegung in diese „VariaZonen“ kann der Hörer taktgenau mit dem Grundgroove spielen und so neue musikalische Muster gleichsam „ertanzen“. (Taktgenauigkeit ist auf der Demofassung nicht realisiert)